Bilingualer Unterricht ist Unterricht in zwei Sprachen, in dem Teile des Fachunterrichts (z.B. in Erdkunde, Geschichte oder Biologie) in der Fremdsprache erteilt werden und die Fremdsprache zur Arbeitssprache im Sachfachunterricht wird.
Bilingualer Unterricht ist ein Erfolgskonzept. Viele Studien und die Lernstandserhebungen haben gezeigt, dass bilingualer Unterricht ein besonders effektiver Weg zu hohen fremdsprachlichen, interkulturellen und fachlichen Kompetenzen ist. In Nordrhein-Westfalen bieten inzwischen mehr als 230 Schulen aller Schulformen des allgemeinbildenden Schulwesens bilinguale Bildungsgänge. Eine davon ist die WBS.
Als Fachunterricht in der Fremdsprache befähigt der bilinguale Unterricht Schülerinnen und Schüler, fachliche Sachverhalte in Lernbereichen wie Wirtschaft, Kultur und Politik in der Fremdsprache zu verstehen, zu verarbeiten und darzustellen. Gleichzeitig strebt er eine erhöhte Sprachkompetenz an.
Bilingualer Unterricht fördert das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen und die Schülerinnen und Schüler erwerben interkulturelle Kompetenz, d.h. sie können:
Bilingualer Unterricht und bilinguales Lernen bereiten auf Studium und Beruf vor, sie vermitteln Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für das spätere Berufsleben in einem sprachlich und kulturell vielfältigen Europa und in einer global vernetzten Welt wichtig sind.
Grundsätzlich können alle Schulen ein bilinguales Angebot einrichten. Alle Schülerinnen und Schüler können bei entsprechender sprachlicher Vorbereitung am bilingualen Sachfachunterricht teilnehmen.
Bilingualer Unterricht kann sowohl im Rahmen bilingualer Bildungsgänge als auch außerhalb bilingualer Bildungsgänge in flexibler Form erteilt werden.
In Klasse 8 wird zusätzlich ein weiteres Fach bilingual unterrichtet. Die Wochenstundenzahl für dieses bilinguale Sachfach erhöht sich um eine Wochenstunde in der Klasse 8. Auch dieses bilinguale Fach wird in Gymnasien in Klasse 9, in Realschulen und Gesamtschulen in Klassen 9 und 10 im Rahmen der Stundentafeln fortgeführt.
1.3 In der Klasse 9 in Gymnasien und den Klassen 9 und 10 in Realschulen und Gesamtschulen kann ein weiteres Fach bilingual gemäß der Stundentafelunterrichtet werden.
Der Fremdsprachenunterricht bereitet den bilingualen Unterricht vor. Er berücksichtigt thematische und sprachliche Aspekte sowie die besondere Schulung von Kompetenzen. Mit Blick auf den späteren Sachfachunterricht kommt zum Beispiel der Lesekompetenz besondere Bedeutung zu, um den späteren Umgang mit unbekannten, authentischen und sprachlich anspruchsvollen Sachtexten vorzubereiten. Zudem ist die Erweiterung der Fähigkeit themen- und materialbezogener Kommunikation in der Fremdsprache wesentlich.
Der Ausbau des Wortschatzes bedingt u.a. die Vorstellung verschiedener Strategien des Vokabellernens. Oft lässt sich an Themenbereiche aus dem Fremdsprachenunterricht anknüpfen. Alle Standardlehrwerke bieten z.B. Unterrichtseinheiten zu "animals" oder "Romans in Britain". Diese Themenfelder können - oft in projektartigen Vorhaben - erweitert werden. Wichtige sprachliche Strukturen sind z.B. Passivformen, Gerundium, Vergangenheitsformen und Zeitphrasen.
Häufig ist am Ende der Jahrgangsstufe 6 eine erste Reise in das Zielland vorgesehen. Diese ersten Erfahrungen im Anwenden der Fremdsprache stellen ebenfalls eine Vorbereitung auf den Gebrauch der Fremdsprache in Sachfächern dar.
Der bilinguale Sachfachunterricht baut auf den bisherigen Fremdsprachenkenntnissen auf. Er führt schrittweise auf fachsprachliches und fachmethodisches Arbeiten in der Fremdsprache hin.
Um den langsameren Lernfortschritt, der sich aus anfänglich noch geringen Sprachkenntnissen ergibt, auszugleichen, wird die Wochenstundenzahl des neu einsetzenden Sachfachs um eine Wochenstunde erhöht. So wird gewährleistet, dass der in der Fremdsprache geführte Sachfachunterricht zu den gleichen Fachkompetenzen führt wie der in der Muttersprache geführte Unterricht.
Die fachübergreifende Kooperation des Fremdsprachenunterrichts mit den bilingualen Sachfächern hat eine große Bedeutung:
In allen Sachfächern kann phasenweise bilingualer Unterricht in Modulform angeboten werden. Die Fächer des gesellschaftswissenschaftlichen Bereichs (Erdkunde, Geschichte und Politik/Sozialwissenschaften) werden für den bilingualen Unterricht bevorzugt gewählt.
Mit dem kontinuierlichen Aufbau eines Sachfachwortschatzes kann der Unterricht zunehmend in der Partnersprache geführt werden. Neben überwiegend fremdsprachigen Materialien werden auch gegebenenfalls deutschsprachige Materialien verwendet. Allerdings kann es Unterrichtsphasen geben, die den bewussten Einsatz deutschsprachiger Unterrichtsmaterialien und auch Deutsch als Arbeitssprache verlangen. Grundsätzlich wird eine terminologische Zweisprachigkeit gesichert.
Bei der Bewertung der Leistungen in den bilingualen Sachfächern werden vorrangig die fachlichen Leistungen im Sachfach bewertet. Die fremdsprachlichen Leistungen sowie die Anwendungen der Fachterminologie werden im Rahmen der Darstellungsleistung berücksichtigt.
Für Schülerinnen und Schüler, die einen bilingualen Bildungsgang besuchen, wird in den Zeugnissen und Schullaufbahnbescheinigungen die Teilnahme unter "Bemerkungen" aufgenommen. Das Abiturzeugnis enthält folgenden Vermerk: "(Vorname und Nachname) hat den bilingualen (deutsch- Angabe der Partnersprache) Bildungsgang von Klasse ... bis zum Ende der Qualifikationsphase mit Erfolg besucht und die Abiturprüfung im Fach (bilinguales Sachfach) in (Angabe der Partnersprache) Sprache abgelegt."
Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine separate deutsch-englische Bescheinigung über ihre Laufbahn im bilingualen Bildungsgang in den Sekundarstufen I und II.
In den Zeugnissen und Schullaufbahnbescheinigungen wird ein durchgehend erteiltes bilinguales Sachfach mit dem Zusatz der Unterrichtssprache versehen (z.B. Erdkunde "bilingual deutsch-englisch").
Der bilinguale Unterricht wird durch Lehrkräfte mit einer Lehrbefähigung bzw. Unterrichtserlaubnis für das Sachfach und die Fremdsprache erteilt. Empfohlen wird im Rahmen von Staatsexamensstudiengängen darüber hinaus die Zusatzqualifikation "Bilinguales Lernen", die an den nordrhein-westfälischen Universitäten Aachen, Bochum, Dortmund, Köln und Wuppertal im Rahmen eines Zusatzstudiums für den bilingualen Unterricht erworben werden kann. Hinweise zu den Studiengängen finden Sie auf den Internetseiten der Universitäten.
Sachfachlehrerinnen und /-lehrer ohne Fakultas für eine Fremdsprache, die sich für bilinguales Unterrichten interessieren, müssen ihre fremdsprachliche Qualifikation durch einen international anerkannten Nachweis auf dem Referenzniveau C1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen nachweisen. Soweit möglich sollen auch Lehrkräfte, deren Muttersprache die Unterrichtssprache ist, einbezogen werden. Empfohlen wird auch der Einsatz von Fremdsprachenassistentinnen und /-assistenten im Rahmen der Austauschprogramme des Landes.
Dem bilingualen Unterricht in den verschiedenen Schulformen liegen grundsätzlich die jeweiligen Lehrpläne der einzelnen Unterrichtsfächer zugrunde. Zusätzlich gibt es Unterrichtshilfen in Form von Handreichungen, Empfehlungen und Materialbeispielen. Eine Reihe namhafter Schulbuchverlage hat Lehrer- und Schülermaterialien zu verschiedenen Unterrichtsthemen und -reihen veröffentlicht.
Einen bedeutenden Stellenwert nehmen authentische Materialien im bilingualen Unterricht ein. Hier spielen auch Schulbücher der Zielländer eine wichtige Rolle. Dazu nutzen die Schulen auch die Kontakte zu ihren ausländischen Partnerschulen. Die Kulturabteilungen anderer Staaten fördern ebenfalls den bilingualen Unterricht.
Quelle:
Adaptiert und auf unsere Schule angepasst v. "Bilingualer Unterricht in NRW", www.bildungsportal.nrw.de (Homepage des MSW)